Landesgruppenleiter: Dr. Schlemminger Eckhard
lghamburg-schleswig-holstein(at)salzburgerverein.de

Landesgruppe Hamburg / Schleswig-Holstein / Nordniedersachsen

Wir laden ein zu einem Besuch des Botanischen Gartens der Universität Hamburg: S-Bahn S 1 mit Halt in Kleinflottbek am
Mittwoch, 18. September 2024 – 11:00 – 15:00 Uhr
und zum Herbsttreffen der LG Nord am Samstag, 12. Oktober 2024: Hotel „St. Raphael“ in der Adenauerallee 41, 20097 Hamburg – 10‘ Fußweg vom HBF Hamburg-Süd.
Programm: Rückschau Bischofshofen 2024 und Vorschau Görlitz 26.-29.Juni 2025!
DR. ECKHARD SCHLEMMINGER HAMBURG, 27.08.2024

„MAN MUSS ES SO EINRICHTEN, DASS EINEM DAS ZIEL ENTGEGENKOMMT“
Th. Fontane

Dieses Mal weder FONTANE, noch die Mark Brandenburg, sondern der Emigrations-Weg zweier Züge der Salzburgischen Emigranten 1731/32 nach Preußisch-Litauen – mit Fähr- Übersetzen über die damals viel weiter westlich verlaufende Oder – sind das Ziel einer Wochenend-Exkursion der Landesgruppe Berlin-Brandenburg im Salzburger Verein e. V.

Beim Jahrestreffen im Juni in Bischofshofen entdeckte ich nur wenige Berliner Teilnehmer, so dass ich sehr bald der Einladung von Herrn Burchardt und seiner Landesgruppe zur Fahrt nach Bad Freienwalde am 24.08.24 – mit inhaltsreichem Programm folgen konnte.

Ich halte es nach meinem Studium in „Chronik der Marschzüge“ von Norbert Stein 2011 für denkbar, dass meine Vorfahren SCHLEMMINGER (M a s c h l) in der >6. Parthie zu Lande<, in den Zügen XIV und XV nach Brandenburg-Preußen – auf dem Landwege mit Wagen und Pferden – den Emigrationsweg über Freienwalde gegangen sind.

Ich zitiere aus der Chronik (Seite 523 ff):
1732
BERLIN
(Kurmark, zu Brandenburg-Preußen, Mittelmark)
Abmarsch mit 109 Wagen und 189 Pferden – GÖCKING II: 436 Personen. Möglicherweise bestanden schon beim Abmarsch 2 Trupps.
17.09. –
Werneuchen
18.09. –
Freienwalde : Kollekte erbringt 13 Thaler und etliche Groschen. Im Göcking II: kein Hinweis, ob es in Freienwalde auch Übernachtungen gegeben hat.
19.09.:
Oder-Überfahrt : Fährpächter und Fährknechte zeigen sich unwillig, eine Fähr -Gratisleistung zu erbringen. Amtmann Tornarius aus Zehden bezahlt die Überfahrt mit 8 Thalern aus seinen Mitteln: in die
Neumark. Cüstrinchen
(heute polnisch Stary Kostrzynek): Liebreiche Aufnahme, Verpflegung mit Speis und Trank; gutes Nachtquartier.
20.09.
Zehden: Sehr gute Aufnahme, beste Verpflegung. Kollekte erbringt 30 Thaler, 16 Groschen, 1 Dreier; die Emigranten laufen freudig vor dem Bildnis des Königs Friedrich Wilhelm I. in den Stuben auf dem Amt zusammen. Es erfolgt ein Brief nach Berlin mit der Bitte um Übersendung weiterer Salzburger. Der weitere Verlauf dieses Emigrationsweges der 6. Partie zu Lande geht weiter in das Herzogtum Pommern. Dann in das Herzogtum Pommerellen/Königreich Polen. Hier im katholischen Gebiet, mit Eskorte einer Kompanie Dragoner, weiter über Stargard, Marienwerder, Preußisch Holland, durch das Fürstentum Ermland (Polen); weiter in evangelisches Gebiet Heiligenbeil, Brandenburg, Königsberg

Teile der 6. Parthie zu Lande ziehen nach Tilsit weiter. – Der weitere Emigrationsweg meiner Schlemminger-Vorfahren nach
Baragehlen, Kreis Pillkallen, Nähe zum Kirchspiel Schirwindt, geht aus dieser Chronik der Marschzüge nicht mehr hervor.

Es ist ungewiss, wie die Berlin-Brandenburger Gruppe der ‚Salzburger‘ unseren Besuch aus Hamburg wahrnimmt – eigentlich habe ich mich selbst eingeladen, da mich die Region Eberswalde und Bad Freienwalde interessiert. Ich mache auch immer Werbung für Besuche der Landesgruppen untereinander. Die Berliner Gruppe weist ähnlich meiner LG Nord noch die größte MG-Zahl auf. Ich habe Herrn Burchard immer zu Aktivitäten und zu schriftlichen Beiträgen ermuntert – er ist ein würdiger, engagierter Nachfolger von Herrn Berger, der wegen chronischer Erkrankung seine Funktion als Obmann rechtzeitig an Herrn Burchard als seinen Nachfolger abgegeben hat.

Ich habe meine Teilnahme telefonisch zugesagt, mir eine Fahrkarte besorgt und ein Hotel in Berlin gebucht. In Lichterfelde Ost hat Konrad Urban das Hotel „Miles“ gefunden, und ich habe das letzte freie Einzelzimmer erwischt. So kann ich die Freunde Konrad & Helmut im nahen Lankwitz treffen. Bad Freienwalde kann ich am 24. 08. Auch sehr bequem mit Regional-Zügen ab Lichterfelde Ost erreichen. Die Salzburger treffen sich um 11:00 Uhr in Bad Freienwalde in der Stadtpfarrkirche St. Nikolai. Ich konnte aus meiner Gruppe Frau Bergholter (Lüneburg/Berlin-Mitte) zur Teilnahme motivieren, so dass wir zu zweit als Gäste der Berliner Gruppe teilnehmen können.- Schon auf dem Bahnhof Bad Freienwalde erkennen wir viele der uns vertrauten Berliner. – Die Bahnhofstrasse aufwärts in der sehr freundlich anmutenden Stadt gelangt man am aufstrebenden Markt direkt auf die hoch oben ruhende mächtige Nikolai-Kirche in rotem Backstein, die einladend ihre Pforten für uns geöffnet hat. Ein junger Mann dieser Kirche begrüßt uns und erklärt uns später die Baugeschichte der Kirche. Für uns ist immer interessant das 18. Jh., als die Salzburger zwei Emigrantenzüge Freienwalde als Tagesziel erreichten, hier betreut wurden, um am nächsten Tag über die ‚alte‘ Oder mit Fähren überzusetzen.

Wir sind beeindruckt vom Renaissance Hochaltar, zwei barocken Epitaphen, einem sehr alten Taufbecken aus den 13. Jh., einer imposanten großen Orgelempore und einer gut restaurierten (SAUER/Walter) Orgel – leider ohne eine heutige Orgel-Musik. – Anstelle einer Predigt trägt ein MG der Berliner Salzburger Gedanken über die Bergpredigt vor: „Selig sind die Friedfertigen“ – welcher Text kann besser passen für diese Exkursion der Salzburger, auf den Spuren ihrer Emigranten-Vorfahren im Oder-Ländischen!
Vor dieser passenden Andacht entzündet eine Dame eine Kerze für eine jüngst verstorbene Frau aus der Berliner Gruppe; dieses symbolische Licht leuchtet dann auf dem Taufbecken: mich erinnert es in stillem Gedenken an unsere Verstorbenen Astrid Neßlinger aus Göttingen und Hans-Martin Arnold aus Nürnberg. Und mit dem Lied „Großer Gott wir loben dich“ findet unsere Salzburger Gemeinschaft in St. Nikolai einen harmonischen Abschluss. Die gegenwärtige Situation der Evangelischen Kirchen im Land Brandenburg ist: wie überall!

Bei prächtigem Sommerwetter führt uns eine kleine Stadt-Tour in ein neues Indisches Restaurant zum Mittagessen. Dort begrüßt uns sodann eine Stadtführerin, die uns die wichtigen Merkmale der Stadt Freienwalde, den Kurbetrieb der Moorbäder und den Bestand an Einwohnern erklärt. Leider können wir nur einen sehr kleinen Anteil der touristischen Sehenswürdigkeiten der Stadt erahnen: eine „Kneipp-Strecke“ und eine Wandertour „Atem Schöpfen – Waldbaden“ lassen sich in unserem Rundgang leider nicht unterbringen. Der Tourismus-Flyer zeigt an: Schiffmühle, der Ortsteil Hohenwutzen liegt malerisch zwischen der Alten Oder und der breiten Strom-Oder. Die Hohenwutzener Brücke führt heute über den Fluss nach Polen. Straßendorf Altglietzen, nahe der Grenze u Polen, mit Dorfkirche samt Pfarrhaus und die örtliche Ziegelei GOLEM. Das Dorf Bralitz in einer Schleife der Alten Oder, durchzogen von mehreren kleinen Seen mit Sandstrand und Badeplätzen. Neuenhagen im Zentrum der gleichnamigen Insel – von Oder und Alter Oder umschlosen: Schloss Neuenhagen lädt Touristen zu einem Besuch. Und Herrenhaus „Altranft“. – Wir sehen mit Vergnügen in der im Krieg nicht zerstörten Altstadt gut erhaltene spät-barocke und klassizistische Häuser, zwischen Markt, Rathaus, Stadtkirche St. Nikolai und der Königstraße, mit der mehr als 320 Jahre alten heutigen Konzerthalle – früher Kirche St. Georg. – Auch für das Schloss und Kurfürstenquelle, oder für das Wandeln auf den Spuren von Theodor Fontane, reicht unsere Tageszeit heute nicht.

Umso bedeutender: wir besuchen innerhalb unserer Stadtführung das Denkmal der früheren Synagoge: es soll uns mahnend an die praktische historische Hilfe durch jüdische und katholische Bürger – für die Salzburger Emigranten 1732 erinnern. –

Ein Gemeinschafts-Foto vor dem Rathaus zusammen mit drei polnischen Gästen aus „Cüstrinchen“ rundet die Bilder aus dieser schönen Stadt Bad Freienwalde ab. Ein Espresso und ein Vanille-Eis im Café „Fontana“ erfrischen uns für die Eisenbahnfahrt zurück, über Eberswalde nach Berlin-Lichterfelde. – Sanft ermattet, mit guten Impressionen, erreiche ich mein Hotel. –
Unsere kleine Abordnung aus Hamburg ist dankbar für die gute Gemeinschaft mit der Berlin-Brandenburger Landesgruppe der Salzburger.
Weitere Bilder sind hier zu sehen.

https://salzburgerverein.de/Bad

Gedanken:

KANT – AUFKLÄRUNG – INTEGRATION DER SALZBURGER & IHRER NACHKOMMEN

Vorwort: Webmaster

„Denkt ein(… er), dem es wohl geht, indessen er sieht, dass andere mit großen Mühseligkeiten zu kämpfen haben (denen er wohl auch helfen könnte): was geht es mich an? … zu seinem Wohlbefinden oder seinem Beistande in der Not habe ich nicht Lust, etwas beizutragen.“

Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

KANT – AUFKLÄRUNG – INTEGRATION DER SALZBURGER & IHRER NACHKOMMEN

Im Ostpreußischen Museum existiert aktuell die Ausstellung
„KANT 300“ April-Okt.´24″

Im Sommer 2025 öffnet das neu erweiterte Museum die Dauerausstellung KANT.

Ich habe am 11. Mai in der Landesgruppe Nord / S. V. einen Vortrag über KANT gehalten und möchte hier eine kleine Zusammenfassung aus KANTS Lehren mitteilen.

Die Sinneserfahrungen der Salzburger in Preußen haben gezeigt, dass die Aufbereitung durch den Verstand und seine Begriffe den Emigranten in Danzig und Ostpreußen eine echte Hilfestellung waren. – Das ‚Sinnbild‘ der BILLIARD-Kugeln (KANTS echte Spiele- Leidenschaft) benutzte KANT für die Entwicklung seiner Philosophie. – Die Salzburger fanden dank KANTS Gedanken bestätigt, dass Selbstbewusstsein nur möglich ist, weil der Verstand die Eindrücke der Gegenwart so verknüpft, dass sie Teile des Bewusstseins werden. Das Sittengesetz oder der „Kategorische Imperativ“ ist allein in der Vernunft selbst begründet. „Handle nur nach der Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie Praktisches Gesetz werde“ (Original-Zitat KANT).                                                                                           
Die Objektivität des moralischen Gesetzes ist vergleichbar mit den Gesetzen der Astronomie: „Der bestirnte Himmel über mir und dass moralische Gesetz in mir“ (. . .)   Wie die Salzburger in Preußen galt auch KANT als braver Untertan König Friedrich II. – KANT ist Friedrich II. nie begegnet. – Der König umgab sich auf Schloss Sanssouci mit Intellektuellen wie Voltaire. – Die russische Fremdbesetzung 1758-1762 in Königsberg und Preußen musste KANT miterleben – wie später die Salzburger in Ostpreußen nach dem 1. Weltkrieg. Das Ende Preußens und die Nazizeit folgten, und bestätigten traurig die Grenzen a. G. menschlicher Verirrungen. – Die Vertreibung auch der Salzburger aus Ostpreußen nach 1945 hat der Weltbürger KANT gar nicht erahnen können. Und noch tragischer (!) – nicht den Verlust ‚seines‘ Königsbergs, in dem er zeitlebens gewirkt hat.         
Die „Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ (K.) wurde nur außerhalb der Grenzen Preußens anerkannt – wurde vielleicht erst nach 1945 wirksam.      
Und KANTS „Zum ewigen Frieden“ (1795) gilt noch heute als intellektuelle Intervention  n a c h  allen Kriegen: praktische Anwendung in den Grundsätzen des VÖLKERBUNDES!                                                                                                    
Schlussendlich der Kategorische Imperativ KANTS ist Grundregel aller Überlegungen: „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest!“( K.) Damit entkräftet KANT die Lügen – Sklaverei, Kolonialismus, Rassismus und jede Form von Ausbeutung – und liefert wesentliche Inhalte der Aufklärung. Moralische Klarheit fordert nicht mehr und nicht weniger Anstrengung und Urteilsvermögen, als wir auch sonst im Leben und in der Gesellschaft unter den Mitmenschen akzeptieren müssen.                                                                  
Aufgabe und Tragik der Menschheit liegen darin, die Kluft zwischen SOLLEN und SEIN zu verringern – wohl wissend, dass der Riss nie ganz verschwindet (Susan Neuman, Potsdam)  Vernunft  u n d  Religion – das ist für den Philosophen KANT kein Widerspruch. Religion der Salzburger – evangelisch-lutherisch – kann nützlich sein in einer vernünftigen Welt, vorausgesetzt sie ist moralisch! Somit: die Aufklärung unterstützte die Handlungen und die Lebensweisen der bis heute christlich orientierten Salzburger: selbstbewusstes Handeln und Beziehungen zu seinesgleichen – bei Emigration und Neuansiedlung. Die Theorie „Selbstorganisation“ haben 16.000 Salzburger und ihre Nachkommen in sechs Generationen in Ostpreußen andauernd praktiziert und so nach dem 2. Weltkrieg zu der Wiedergründung 1954 des Salzburger Vereins (Erstgründung 1911 in Gumbinnen) mutig beigetragen. – KANTS Lehre hat in vielen Situationen geholfen, die Möglichkeiten und Grenzen des Menschen zu erkunden und im Überleben und praktischen Handeln in der Tat zu bewahren und in Lebensgrundsätzen zu verwirklichen.
Noch einmal erinnere ich mich der erhaltenen Bronzetafel an der Grundmauer an der Ruine des Königsberger Schlosses, nach dem Ende 1945, im heutigen KaliningradRU                                           
„Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“ (KANT)                             
Zum „Ewigen Frieden“. . . (KANTS) hat es seit 1795 bis heute leider nicht gereicht!          
Für unsere norddeutsche Landesgruppe und für unseren gesamten Salzburger Verein kann ich den Besuch des Projektes „KANT 300“ (Ausstellung 2024) und die Erweiterung im Sommer 2025 wärmstens empfehlen! Das ist auch der Zweck dieses Beitrages!
Lektüre-Empfehlung:<
„KANT-zum Vergnügen“ Reclams Universalbibliothek N° 18851    
Anhang: Anekdotisches über Person und Leben des Philosophen Immanuel Kant

DR.  ECKHARD SCHLEMMINGER     VORTRAG BEIM TREFFEN DER LG NORD: HAMBURG, Hotel ST. RAPHAEL, 11.Mai 2024