Kategorie: Vertreibung Hintergrund

Die geschichtlichen Hintergründe der Salzburger Emigration.

Exulantenlied

I bin ein armer Exulant, a so tu i mi schreiba
Ma thut mi aus dem Vaterland um Gottes Wort vertreiba.

Das weiß i wohl, Her Jesu Christ, es iß dir a so ganga
Jetzt will i dein Nachfolger sein, Herr! Machs nach deina Verlanga.

Ei Pilgrim bin i halt nunmehr, muß rasa fremde Strosa,
Das bitt i di, mein Gott und Herr, du wirst mi nit verlosa.

Den Glauben hab i frei bekennt, des darf i mi nit schäma,
wenn man mi gleich ein Ketzer nennt, und thur mirs Leben nehma.

Kette un Banda wor mir men Ehr um Jesu willa z´dulta,
un dieses macht die Glaubenslehr´ und nit mei böß verschulda.

Muß i glei in das Elend fort, will i mi do nit wehra,
so hoff i do Gott wird mir dort och gute Fründ beschera.

Herr, wie du willst, so gib mir drein, bei dir will i verbleiba,
I will mi gern dem Wille dein gedultig unterschreiba.

Mueß i glei fort, in Gottes Nam´! Un wird mir alles genomma,
so waß i wohl, die Himmelkron, wer i onmal bekomma.

So muß i heut von meinem Haus . die Kinderl mueß i losa,
mein Gott, es treibt mir Zährerl aus, zu wandern fremde Strosa.

Mein Gott, führ mi in eine Stadt, wo i dein Wort kann hoba,
darin will i di früh un spat in meinem Herzel loba.

Soll i in diesem Jammerthal noch länger in Armuth leba,
so hoff i do, Gott wird mir dort ein beßre Wohnung geba.

Joseph Schaitberger

„Der Emigranten Auszug aus dem Vatterland“

Kein anderes religiöses Ereignis hat im 18. Jahrhundert in Europa ein so großes Aufsehen erregt wie die Vertreibung der Salzburger Emigranten unter Erzbischof Firmian. Als in der Zeit von 1731 bis Ende des Jahres 1732 ein Flüchtlingsstrom durch die deutschen Länder zog, gab es in Süd- und Mitteldeutschland kaum eine Gegend, in der die Bevölkerung nicht mit dem Schicksal dieser Menschen konfrontiert wurde.
Hier entstand vor allem in den Verlagsorten Augsburg, Nürnberg, Leipzig und Halle eine umfangreiche Emigrationsgraphik.

Dieser künstlerisch hochwertig ausgeführte Kupferstich hat „Der Emigranten Auszug aus dem Vatterland“ zum Thema. Die Bildmitte wird beherrscht von der Darstellung eines unendlich scheinenden Emigrantenzuges, der sich aus den Salzburger Gebirgen in nördlicher Richtung ergießt.

Aus der Vielzahl der umrahmenden biblisch-religiösen Illustrationen zur „alten Lehre“ seien die kontrastierenden Darstellungen in den Ecken des Blattes hervorgehoben, die direkten Bezug auf die Emigranten nehmen:

oben links: „Die Emigranten erbauen sich zu Haus untereinander aus dem Wort Gottes“

oben rechts: „Den Emigranten werden ihre Bücher verbrent und ihre Lehrer zur gefänglichen Hafft gebracht“

unten links: „Die Emigranten kommen zu Schiff zu Königsberg an“

unten rechts: „Den Emigranten wird das Land in Preußisch-Lithauen ausgetheilt“

Angelika Marsch - Die Salzburger Emigration in Bildern mit Beiträgen von Gerhard Florey und Hans Wagner und einem Verzeichnis der zeitgenössischen Kupferstiche -  Abbildung 75 Gedenkblatt zur Emigration der Salzburger Protestanten 1732. Kupferstich von Johann August Corvinius [Gb 1]

Leopold Anton Eleutherius Freiherr von Firmian,

Fürsterzbischof von Salzburg 1727 -1744,

wurde am 30. September 1727 im Alter von 48 Jahren erst im vierten Wahlgang von der salzburgischen Kurie zum Erzbischof gewählt. Anlässlich einer Huldigung durch die Stände legte er seinen Grundsatz dar, „den Glanz der katholischen Religion zu erhalten und das Luthertum auszurotten.“

Das erste Viertel seiner Amtszeit ist von einer Maßnahmenkette gegen die Lutheraner geprägt:

21728 Hausdurchsuchungen bei Verdächtigen und Befragung der Kinder durch Jesuiten. Dabei werden lutherische Traditionen aufgedeckt.

1729 Geldbußen, Gefängnis und Ausweisungen. Missachtung von Protesten des Corpus Evangelicorum des Regensburger Reichstags.

1730 Vermehrt Zusammenkünfte der Evangelischen; Versammlung in Schwarzach; Bittschriften an den Regensburger Reichstag. Ernennung des Tirolers Cristani von Rall zum Hofkanzler mit dem Auftrag der Verfolgung und Vertreibung der Lutheraner.

1731, 15. Juli Untersuchung von Beschwerden der Bergbauern.
28. Juli Zählungen/Befragungen ergeben 20.678 Lutherische.
30. Juli Versammlungsverbote im ganzen Land.
16. August Nach Salzburger Anforderung Einquartierung kaiserlichen Militärs in die Wohnstätten der Lutheraner.

1731, 31. Oktober von Firmian unterzeichnet das Emigrationspatent (am Reformationstag).
11. November Bekanntmachung des Emigrationspatents im ganzen Land (an Luthers Tauftag).
21. November Beginn der Austreibung aller Unangesessenen.

1732, 24. April Austreibung der Angesessenen.

Insgesamt verließen etwa 20.000 Protestanten ihre Salzburger Heimat

1744 stirbt Erzbischof von Firmian im Alter von 65 Jahren. Das katholisch wiederhergestellte Erzbistum hinterließ er als verarmtes und in großen Teilen entvölkertes Land. Dieses Ergebnis seiner Vertreibungspolitik war ihm bewusst, wenn er sagte,
„Ich will die Ketzer aus dem Land jagen, und sollten auch Dornen und
Disteln auf dem Acker wachsen.“

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