Schraubmedaillen sind bereits seit 1587 nachweisbar. Es sind medaillonartige silberne Hüllen mit Bildeinlagen, die von ihrem Ursprung her auch Schraubtaler genannt wurden.
Die Bildinhalte von Schraubmedaillen wurden stark von dem zweihundertjährigen Jubiläum der Augsburger Konfession geprägt. Sie dienten von nun an überwiegend dem Gedächtnis religiöser und später auch politischer Ereignisse. Es waren grundsätzlich Einzel- oder in geringer Zahl gefertigte Stücke.
Erst 1730 brachte der Silberdrechsler Abraham Remshart aus Silberstadt Augsburg den ersten Bilderzyklus für Schraubmedaillen als farbig bedruckte runde Bildchen heraus und ging damit zu einer Serienfertigung über.
Die „Geschraufften Medaillen“ – so die zeitgenössische Bezeichnung – zur Emigrationsgeschichte gehören zu den schönsten Ausführungen dieser numismatisch-graphischen Kleinkunst. Sie fanden weite Verbreitung.
Kategorie: Historische Berichte
Album mit farbigen Aquarellbildern in der St. Anna-Kirche in Augsburg
Innenansicht der St. Anna-Kirche in Augsburg
In der Augsburger St. Annen-Kirche wird noch heute eines der bedeutendsten Bilddokumente zur Emigrationsgeschichte aufbewahrt. Das Album mit vielen farbigen Aquarellbildern erzählt von der Ankunft und dem Aufenthalt der Salzburger in Augsburg.

Die Bilder erinnern in ihrem Stil an handgemalte Augsburger Kinderbücher des 18. Jahrhunderts.
Die einzelnen Szenen werden in den Bildunterschriften erklärt. Die Genauigkeit dieser Texte wird durch Chroniken und Tagebücher bestätigt.
So lautet die Bildunterschrift (auszugsweise) hier:
Hier wird der innere Theil von der St. Anne-Kirche selbsten vorgestellet, wie denen Saltzburger Emigranten daselbst das Wort Gottes gepredigt wird …
… bei welchen sämtlichen Gottesdiensten eine ungemeine Menge Zuhörer und meistentheils der gesamte Evangelische Magistrat zugegen war …
Bildnis der Elisabeth Oberbüchler
Bis zum 19. Jahrhundert war es vorwiegend hochstehenden Persönlichkeiten oder wohlhabenden Bürgern vorbehalten, sich malen zu lassen. Dennoch gibt es einige Bildnisse von „einfachen“ Salzburger Emigranten. Die Gemahlin Friedrich Wilhelm I. , Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg, war von den in Berlin durchziehenden Emigranten so beeindruckt, dass sie den preußischen Hofmaler Antoine Pesne beauftragte, einige Salzburger zu porträtieren.
So entstand das zauberhafte Gemälde der achtzehnjährigen Elisabeth Oberbüchler aus St. Johann im Pongau, das heute mit den Bildnissen eines alten bärtigen Salzburgers und einer alten Salzburgerin im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig hängt.
Ölgemälde von Antoine Pesne, 14. August 1732 (Herzog Anton-Ulrich Museum, Braunschweig)

Die Salzburger Emigration in Bildern von Angelika Marsch – Kupferstich Weitermarsch Salzburger Emigranten
Der Kupferstich stellt einen Marschzug Salzburger Emigranten nach dem Aufenthalt in einer gastgebenden Stadt dar. Mit den berittenen Kommissaren an der Spitze ziehen Männer, Frauen und Kinder weiter nach Preußen. Im Vordergrund sind zu Fuß gehende Emigrantenfamilien zu sehen. Im Hintergrund folgen Emigranten mit Pferd und Wagen. Honoratioren, Geistliche und
Schüler bilden ein Abschiedsspalier.
Auffällig ist, dass die Salzburger in der zeitgenössischen Graphik oft als heitere, frohgemute Wanderer dargestellt werden.
Die rechtsseitigen Medaillons tragen die Inschriften:
„Wir müßen zu dem Land hinaus,
von Eltern, Kindern, Hof und Hauß“
„Vertriebne aus dem Vatterland
wird fremde Hüllfe zugesandt“
![Angelika Marsch - Die Salzburger Emigration in Bildern mit Beiträgen von Gerhard Florey und Hans Wagner und einem Verzeichnis der zeitgenössischen Kupferstiche - 85-87 Gedenkblatt zur Emigration der Salzburger Protestanten. Kupferstich mit Begleittext und originalgroßem, gefalteteten Ausschnitt des Mittelfeldes, von Johann Jacob Kleinschmidt nach Pauslus Decker [Gb 2]](https://salzburgerverein.de/wp-content/uploads/2013/09/7-1024x759.jpg)
Joseph Schaitberger
Porträtstich und Beschreibung von Leben und Wirken 
Schon bald nach Luthers Thesenanschlag am 31.Oktober 1517 fanden sich im Erzstift Salzburg Anhänger der Lehre des Reformators. Salzburg war ein selbstständiges Erzbistum unter der Regierung eines Erzbischofs, der als Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unmittelbar dem Kaiser unterstand.
Luthers Lehre kam durch Priester in das Land, die in den Besitz solcher Bücher gekommen waren und in Predigten reformatorische Gedanken vertraten. Auch konnten die Bürger, Bauern und Bergknappen des Landes auf den Märkten oder bei hausierenden Buchverkäufern lutherische Schriften erwerben. Noch stärkere Wirkungen hatten Bilder und Einblattdrucke. Zudem kamen evangelische Lieder ins Land, die nach den Melodien bekannter Volkslieder in meist geheimen Andachten gesungen werden konnten.
Unter der Herrschaft verschiedener Erzbischöfe wurden evangelische „Umtriebe“ lange Zeit in unterschiedlicher Intensität beobachtet und auch verfolgt. Das Erzbistum Salzburg konnte sich erfolgreich den Schrecken des 30-jährigen Krieges entziehen.
Scharfe Maßnahmen ergriff erstmals Erzbischof von Kuenburg (1668-1687): Jeder, der sich weigerte, katholisch zu sein, müsse das Land verlassen. Im Winter 1685 wurden über 600 Evangelische des Defereggentals unter harten Begleitumständen ausgewiesen. 289 Kinder unter 15 Jahren wurden zurück gehalten und über das ganze Land verteilt, an katholische Eheleute, zur Adoption gegeben, selbst Geschwister durften nicht zusammen bleiben.
Wenig später kamen Nachrichten über eine evangelische Bewegung unter den wirtschaftlich wichtigen Knappen des Salzbergwerkes am Dürrnberg auf. Nach strengen Untersuchungen wurden als Führer und Prediger die Knappen Joseph Schaitberger, Matthias Kammel und Simon Lindtner 1686 zunächst auf der Festung Hohensalzberg eingekerkert und schließlich mittellos mit ihren Frauen außer Landes gewiesen, auch in diesen Fällen mussten die Kinder zurück gelassen werden.
Joseph Schaitberger fand eine neue Heimat in Nürnberg. Er hat in der Folgezeit die religiöse Haltung seiner Landsleute durch „Sendbriefe“ stark beeinflusst. Die Schriften Schaitbergers waren im ganzen Erzstift bald weit verbreitet, im Volksmund war von der Schaitbergerbibel die Rede. Im Laufe einiger Jahrzehnte hatte Joseph Schaitberger auf diese Weise entscheidenden Anteil daran, dass sich die bis dahin ihren Glauben im Geheimen praktizierenden evangelischen Salzburger schließlich frei und offen dazu bekannten.