Porträtstich und Beschreibung von Leben und Wirken 1

Schon bald nach Luthers Thesenanschlag am 31.Oktober 1517 fanden sich im Erzstift Salzburg Anhänger der Lehre des Reformators. Salzburg war ein selbstständiges Erzbistum unter der Regierung eines Erzbischofs, der als Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unmittelbar dem Kaiser unterstand.

Luthers Lehre kam durch Priester in das Land, die in den Besitz solcher Bücher gekommen waren und in Predigten reformatorische Gedanken vertraten. Auch konnten die Bürger, Bauern und Bergknappen des Landes auf den Märkten oder bei hausierenden Buchverkäufern lutherische Schriften erwerben. Noch stärkere Wirkungen hatten Bilder und Einblattdrucke. Zudem kamen evangelische Lieder ins Land, die nach den Melodien bekannter Volkslieder in meist geheimen Andachten gesungen werden konnten.

Unter der Herrschaft verschiedener Erzbischöfe wurden evangelische „Umtriebe“ lange Zeit in unterschiedlicher Intensität beobachtet und auch verfolgt. Das Erzbistum Salzburg konnte sich erfolgreich den Schrecken des 30-jährigen Krieges entziehen.

Scharfe Maßnahmen ergriff erstmals Erzbischof von Kuenburg (1668-1687): Jeder, der sich weigerte, katholisch zu sein, müsse das Land verlassen. Im Winter 1685 wurden über 600 Evangelische des Defereggentals unter harten Begleitumständen ausgewiesen. 289 Kinder unter 15 Jahren wurden zurück gehalten und über das ganze Land verteilt, an katholische Eheleute, zur Adoption gegeben, selbst Geschwister durften nicht zusammen bleiben.

Wenig später kamen Nachrichten über eine evangelische Bewegung unter den wirtschaftlich wichtigen Knappen des Salzbergwerkes am Dürrnberg auf. Nach strengen Untersuchungen wurden als Führer und Prediger die Knappen Joseph Schaitberger, Matthias Kammel und Simon Lindtner 1686 zunächst auf der Festung Hohensalzberg eingekerkert und schließlich mittellos mit ihren Frauen außer Landes gewiesen, auch in diesen Fällen mussten die Kinder zurück gelassen werden.

Joseph Schaitberger fand eine neue Heimat in Nürnberg. Er hat in der Folgezeit die religiöse Haltung seiner Landsleute durch „Sendbriefe“ stark beeinflusst. Die Schriften Schaitbergers waren im ganzen Erzstift bald weit verbreitet, im Volksmund war von der Schaitbergerbibel die Rede. Im Laufe einiger Jahrzehnte hatte Joseph Schaitberger auf diese Weise entscheidenden Anteil daran, dass sich die bis dahin ihren Glauben im Geheimen praktizierenden evangelischen Salzburger schließlich frei und offen dazu bekannten.

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