Die Landesgruppe Bayern hatte bereits vor einiger Zeit beschlossen, unsere regelmäßigen Treffen nicht mehr automatisch im Haus des Ostens München abzuhalten, sondern in Orte zu verlagern, die eine Verbindung zur Geschichte der „Salzburger“ haben bzw. in Orte, wo ein Mitglied im weitläufigen Flächenland Bayern wohnt und damit ab und zu mal in den Genuss einer kürzeren Anfahrt kommt.

Nach Hinweisen von Michael Neudorfer, Obmann des Würfelspiels (s. Der Salzburger Nr.: 222, S. 39) zum Ort Ortenburg in Niederbayern, in dem 2026 auch das Würfelspiel aufgeführt werden soll, nahmen wir Kontakt mit dem evangelischen Bildungswerk des Dekanats Passau auf, um eine Geschichts-Führung mit einem Treffen der Landesgruppe in Ortenburg zu verbinden.

Graf Joachim von Ortenburg führte 1563 in seiner wohlhabenden Grafschaft die lutherische Lehre ein, die sich als Enklave im umliegend katholischen Bayern lange behauptete und von Anfang an eine bedeutende Rolle bei der Aufnahme lutherischer Glaubensflüchtlinge aus Österreich und Salzburg spielte.

Zunächst führte uns die versierte Lehrerin a. D. Frau Schlögl in die Geschichte des Ortes anhand eines Rundgangs durch das gemeindeeigene Schloss ein.

Die Grafen von Ortenburg zählten im ausgehenden Mittelalter zu den angesehensten und mächtigsten Geschlechtern des bayerischen Hochadels, die mit den Wittelsbachern wetteiferten. Im Zuge der gegenreformatorischen Maßnahmen in Oberösterreich wurden besonders ab 1626 lutherische Glaubensflüchtlinge in die Grafschaft aufgenommen und angesiedelt, die die Orte Vorder- und Hinterhainberg gründeten.

Foto: Peter Vogelreuter

Im geschichtlichen, großen Rittersaal wurde gerade eine Heiratsfeier vorbereitet; im hellen Schlosssaal – auch für Gottesdienste genutzt – bestaunten wir die dreidimensional strukturierte, mit einzigartigen Intarsien durchsetzter Holzdecke zu den geschichtlichen Ausführungen von Frau Schlögl.

Im feierlich geschmückten Schlossaal nutzten Max Stürmer und Peter Vogelreuter die historische Umgebung, eine vorbereitete Vereinbarung der „Interessens – und Nachkommens-Gemeinschaft Salzburger Exulanten und der Plattform Geschichte Pongau“ zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet gemeinsam erfahrener Geschichte zu besiegeln.
Als Vertreter der Plattform Geschichte Pongau war Herr Max Stürmer extra aus Schwarzach (Salzburger Land) angereist.

Nach der Schloss-Führung hatten wir ein genüssliches, gemeinsames Mittagessen im Biergarten des Schlosskellers bei schönstem Wetter und mit schönem Ausblick auf das Ortenburger Land.

Nach unserer Mittagspause fuhren wir zum evangelischen Museum ins Ortszentrum. Für uns „Salzburger“ waren viele Informationen aus dem Museum bestens vertraut (für „Nicht-Salzburger“ ist das natürlich anders). In der nebenan stehenden evangelischen Marktkirche (für evangelische Kirchen üppig ausgestaltet) erfuhren wir wieder sehr interessante Ereignisse aus der Zeit der evangelischen Grafen.

Am Ende der Besichtigungen wurden wir zu Kaffee und Kuchen (teilweise auch von unseren Mitgliedern mitgebracht) von der evangelischen Gemeinde im Gemeindesaal eingeladen. Hier begrüßte uns auch die evangelische Pfarrerin Sabine Hofer (wie sie selbst sagte: mit unbekannten, salzburgischen Wurzeln).

Diesen „Kaffeeklatsch“ haben wir als Landesgruppengespräch intensiv genutzt. Zukünftige Aktivitäten wurden diskutiert; die unterzeichnete Vereinbarung der ING Salzburger Exulanten mit dem Bildungswerk Salzburg wurde nochmals im Einzelnen erläutert: losgelöst vom Salzburger Verein wird damit eine personelle und inhaltliche Zusammenarbeit einer für alle offenen Interessensgemeinschaft mit dem österreichischen Partner konkret möglich. Gemeinsame Aktivitäten und Projekte sind bereits in Planung.

Ausklang unserer LG-Fahrt nach Ortenburg wurde in der empfehlenswerten Pizzeria „Michelangelo“ gehalten.

Unser nächstes Treffen der Landesgruppe ist auch schon geplant. Hier wollen wir nach Goldegg anlässlich eines angekündigten Vortrags im Rittersaal des Schloss Goldegg reisen. Die Historikerin Julia Kirchner-Stießen wird einen Vortrag über die Protestantenvertreibung mit dem Schwerpunkt der organisatorischen Vorbereitungen in Schwarzach (Salzlecker Ereignis) halten.

Termin: 3. November 2025, 19:00 Uhr.

Die LG Bayern wird für den Zeitraum 1.- 3. 11.2025 ein Programm mit Abschluss der genannten Vortragsveranstaltung entwerfen und rechtzeitig bekanntgegeben.

Interessierte außerhalb der LG Bayern sind herzlich eingeladen zu uns zu stoßen.

Peter Vogelreuter und Lothar Kroll