Nachrichten aus Gusev / Gumbinnen

Verschiedene wichtige Termine führten Frau Vera Farthmann, Vorstand des Wohnstifts Salzburg in Bielefeld, Frau Helena Sening, Mitglied im Vorsteheramt und mich als Vorsitzenden im Vorsteheramt der Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen und Präsident des Salzburger Vereins vom 28. Oktober bis l. November 2015 nach Gusev/Gumbinnen. Am historischen Ort der Salzburger Einrichtungen Hospital und Hospital­kirche (Salzburgerkirche) waren die organisatorischen, programmatischen und finanziellen Fragen des Betriebs des Hauses Salzburg in diesem und im nächsten Jahr zu behandeln.

1Zugleich war der Reformationstag für die evangelisch-lutherische Gemein­de Anlass, den 20. Jahrestag des Wiederaufbaus der Salzburger Kirche 1995 zu feiern. Vor Ort mussten auch die Ergebnisse der schon erforder­lich gewordenen und teilweise abgeschlossenen baulichen Sanierungs­arbeiten am Kirchengebäude abgenommen werden.

Um den Bericht mit letzterem zu beginnen: In zurückliegenden Ausgaben des „Der Salzburger“ wurde bereits über den misslichen Zustand der Kirche berichtet. Sie wird in einer Kooperation zwischen der Propstei Kaliningrad, der Inge und WoIfgang Tietze-Stiftung und unserer Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen seit Beginn dieses Jahres in drei Jahres­schritten saniert. Wir hoffen, den letzten Bauabschnitt im Lutherjahr 2017 abschließen zu können. Und so könnte der Reformationstag 2017 im Zeichen einer weiteren Einweihungsfeier der Kirche stehen: dieses Mal, auch wegen der Beschaffung finanzieller Mittel, nach drei konzentrierten Jahren, während der gesamte Wiederaufbau 1995 bereits nach eiligen anderthalb Jahren unter widrigen inneren und äußeren Bedingungen sehr fehlerbelastet abgeschlossen wurde. Erschwerend war Mitte dieses Jahres hinzugekommen, dass auch noch eine ursprünglich nicht geplante Neuein­deckung der Dächer von Kirche und Haus Salzburg wegen schlechten Zustands durchgeführt werden musste.

Für ihren finanziellen Drittelanteil hat die Stiftung Salzburger Anstalt erfreuliche Unterstützung von dritter Seite mit größeren und kleineren Beiträgen erhalten. Ohne diese Hilfen (z.B. durch die Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen, das Land Salzburg, die Kreisgemeinschaft Gumbinnen, die Von Kritter-Stiftung und eine auf die Initiative unseres Mitglieds Prof. George Turner zurückgehende größere Zuwendung) wären wir nicht in der Lage gewesen, den von uns zu übernehmenden Anteil nur aus Eigenmitteln zu finanzieren. Nicht zu übersehen sind aber auch viele hilfreiche Einzel­spenden aus dem Mitgliederkreis und der bisherige Erlös aus dem Münzenverkauf, wofür ich mich an dieser Stelle ebenso herzlich bedanken möchte. Wir bleiben weiter auf solche Unterstützung angewiesen. Beachten Sie daher bitte wieder den Spendenaufruf an anderer Stelle.

Zum Verständnis unseres Engagements weise ich nochmals daraufhin, dass die Propstei Kaliningrad der evangelisch-lutherischen Kirche im europäischen Teil Russlands (ELKER) die rechtsförmliche Eigentümerin des Kirchengebäudes ist. Es unterliegt dem russischen Denkmalschutz­recht, das dem deutschen sehr ähnlich gestaltet ist. Auch von daher ist die Propstei als Eigentümerin (eigentlich allein) zur Bauunterhaltung ver­pflichtet. Da der Gesamtaufwand die finanziellen Möglichkeiten der Propstei übersteigt, werden ihr jährlich drei volle Zuschüsse für ihren Drittelanteil von Seiten der Nordkirche der EKD zur Verfügung gestellt. Die Inge und Wolfgang Tietze-Stiftung ist seit vielen Jahren an der Finanzierung von Projekten im nördlichen Ostpreußen beteiligt. Sie unterstützt die Sanierung der Salzburger Kirche mit einem eigenen Drittelanteil an den Kosten wegen der besonderen geschichtlichen Bedeutung der Salzburger Einrichtungen in Gusev. Wir sind ihr dafür zu großem Dank verpflichtet. Unserer Stiftung wird in ihrer Satzung vorgegeben zu helfen, weil sie uns ausdrücklich die Aufgabe zuweist, zur Erhaltung der (ehemaligen Hospital-) kirche beizutragen. Am Ende dieses Jahres haben wir in einer ersten Runde – unter Kosten­gesichtspunkten – bereits die halbe Strecke geschafft. 2016 gehen wir mit Ihrer Hilfe zuversichtlich in die zweite und 2017 in die dritte Runde.

Seit einer Reihe von Jahren wird die Arbeit der Diakoniestation Haus Salzburg unter erschwerten Bedingungen geleistet. In der gesundheits- und sozialpflegerischen Tradition des historischen Salzburger Hospitals werden vor allem bedürftige Bewohner von Stadt und Rayon Gusev ambulant gepflegt. Hierfür stehen uns unsere fünf einheimischen Pflegekräfte treu zur Seite. Aktuell werden dreiundzwanzig Personen unterschiedlicher Pflegestufen kostenfrei betreut. Außerdem werden die Mittagsspeisungen bedürftiger Kinder und Jugendlicher durch das Küchenpersonal des Hauses sichergestellt. Noch immer sind diese Hilfen nötig. Hinzu kommen die Mutter-und-Kind-Betreuungsprogramme und andere wechselnde soziale Aufgaben. Angesichts der Preissteigerungen bei Lebensmitteln und der allgemeinen Folgen der Inflation sowie der gegenseitigen Sanktionen zwischen Europäischer Union und Russland verschärfen sich auch unsere Finanzierungslasten. Nicht zuletzt sind auch die Lohnzahlungen diesen erschwerten Lebensbedingungen anzupassen. Wir konnten uns davon überzeugen, dass in Gusev im historisch überkommenen salzburgischen Namen und Sinn weiterhin gute Arbeit geleistet wird, wenngleich uns die Finanzierung des Haushalts der Dia-koniestation immer schwerer fallt. Unverändert beteiligt sich die Partnerin Propstei Kaliningrad leider nicht an den Kosten des gemeinsamen vertrag­lichen Stiftungsprojekts. Und daher auch diese erneute Bitte: Spenden Sie weiter für diesen Teil unserer Arbeit!
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Erfreulicherweise konnte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Gusev am Reformationstag eine große Gästeschar aus nah und fern begrüßen. Der Festgottesdienst wurde an Tagen zuvor und danach von einer Reihe anderer Veranstaltungen umrahmt. Vertreter der Gumbinner Partnerstadt Bielefeld, der Kreisgemeinschaft Gumbinnen, der Gusever Kommunalverwaltung, frühere Pastoren und Pröpste, viele Freunde der Kirchengemeinde und des Hauses Salzburg aus Deutschland sowie nicht zuletzt auch der neue Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Kaliningrad, Dr. Banzhaf, und Bischof Brauer (Foto1) von der russischen evan­gelisch-lutherischen Kirche füllten gemeinsam mit den einheimischen Gemeindemitgliedern die Salzburger Kirche bis auf den letzten Platz (siehe Foto). Das schöne Fest wurde auf bewährte Weise von den Chören Kant und der Kirchengemeinde sowie von einer Violin- und einer Klaviersolistin begleitet. Beeindruckend bleibt wieder einmal der voller Kraft intonierte Choral von der „festen Burg“ in Erinnerung. Nicht ohne Grund ziert die erste Zeile des Lutherliedes, dieser „Hymne der Reformation“, den Altar unserer Salzburger Kirche.

Jürgen Schroeter

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1 Kommentar

  1. U. & P. Werner - Thielert

    25. April 2016 um 17:46 Uhr

    Es ist uns eine ausserordentliche Freude zu sehen und zu lesen wie standhaft und engagiert die Gemeinde, das Wort Gottes und die Sozialstation hier in Gumbinnen Gusev wertvolle Dienste leisten. So Gott will werden wir diesen Mai aufbrechen und die Stätte der gegenseitigen Hilfe vor Ort aufsuchen. Dankbar zu wissen, dass auch die Vorfahren (Thielert in diesem Gebiet ab dem Jahre 1732 zuerst Aufnahme und Hilfe erfahren,dann Arbeit und Brot über Generationen gewährleistet war.

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